20 Juni 2006

König Der Schrägen Vögel

Liebe Freunde

Um mich ein bisschen mehr dem thema kultur im engeren sinne anzunähern, will ich mich nun mit dem kino beschäftigen. ein doch sehr bedeutender teil des kulturspektrums. ich weiss ja nicht, wie es euch geht, aber ich liebe filme. besonders im kino. im züritipp blättern, film aussuchen, film anschauen, einen eistee (resp. bier, kann ich leider nicht trinken) mit dem/der begleiter/in trinken gehen, über den film diskutieren oder auch nicht. herrlich. besonders in zürich, was ja ein wahres kinoparadies ist. dutzende von kinos für jeden geschmack. vom riesenkomplex cinemax(wo man sich fühlt wie in einer fabrik: kino 9 geht weiter...), dem edelkino corso, den vielen arthouse kinos wie le paris, piccadily, nordsüd, frosch, alba, bis zu den alternativen (was das auch immer bedeutet) wie riffraff und xenix. dann gibts ja noch das filmpodium, das auschliesslich alte klassiker zeigt.

zum xenix: klingt stilvol, bedeutet aber einfach "gseh nix". starker name. und nicht nur der name ist stark. das xenix, ein produkt der jugendunruhen der achziger(globuskrawalle, rote fabrik etc.), gibt auch ein sehr schönes programmheft heraus. handliches A5 format, gutes papier, übersichtlicher aufbau, filmbeschreibungen und fotos. und vor allem: ein sehr originelles programm. das xenix hat jeden monat ein neues thema, zu dem sie filme zeigen. im juni/juli ist dies: Steve Buscemi, König Der Schrägen Vögel.

Kenn ihr steve buscemi? wenn nicht beim namen, so habt ihr wahrscheinlich schon einen film mit ihm gesehen. conair villeicht. oder the big lebowski? big fish, mystery train? sein gesicht vergisst man jedenfalls nicht mehr so schnell. er ist die idealbesetzung für spezielle typen oder eben schräge vögel. desweiteren ist er auch als regisseur tätig. der film, den ich bis jetzt von ihm gesehen habe (lonesome jim) hat mir jedenfalls ganz gut gefallen. doch wie die filme, in der er mitspielt, so wird auch dieser film die meinungen spalten. von totaler schrott zu geniales meisterwerd wird sich die bandbreite erstrecken.

lonesome jim(2005, mit liv tayler/tochter von sänger von aerosmith), wie auch millers crossing (1989/90, regie: joel coen, kurzer gastauftritt) tun sich mit einem sehr trockenen, sarkastischen humor hervor. lonesome jim glänzt mit ganz schönen bildern und viel liebe zu detaillierten beobachtungen. kein hip hip hurra film, eher ruhig und je nach ansichtssache melancholisch.

in letzter zeit ist mir vermehrt aufgefallen, wie oft regisseure mit den gleichen darstellern arbeiten. steve buscemi spielt z.b. in mehreren filmen von den coen brüdern mit (the big lebowski). es gibt noch etliche andere beispiele, die mir aber im moment nicht einfallen. wenns euch interessiert: steve buscemi kam am 13 dezember 1957 in brooklyn zur welt. zu seinen bekanntesten filmen gehören: the big lebowski, coffee and cigaretes, pulp fiction, reservoir dogs(tarantino), fargo und big fish(burton). (als schauspieler). hat immer relativ kleine nebenrollen.

die buscemi reihe läuft noch bis zum achten juli. noch zu sehen sind zum beispiel the big lebowki (22.6. 24.6. - 28.6.), big fish (juli) und lonesome jim (juli).

so verbleibe ich mit cineastischen grüssen

herzlichst
euer kulturminister

19 Juni 2006

Free TV

ich will mich in einem ersten beitrag dem phänomen gratiszeitungen widmen, insbesondere dem heft "Free TV". ihr kennt die szene: man wartet an einer tramhaltestelle auf, dass so ein gefährt einem das laufen abnimmt. jetzt stehen ja an diesen haltestellen so kästen, schön farbig und unterschiedlich gefüllt. bei mir als student sind die meistens schon leer, wenn ich an die uni fahren will. ja scaebe, es tut mir leid, dass du jeden morgen so früh aufstehen musst. doch ich kann auch nichts dafür.

also, ich kriege kein 20 minuten mehr. box leer. zeitvertreib im tram ade. doch zum glück gibts seit monaten diese neuen grünen kästen. soviel ich weiss, sind das die, welche die TA-Media AG für ihre eigene gratiszeitung hergestellt hat. sie mussten sich etwas einfallen lassen, da das 20 min zu einer gefährlichen konkurrenz geworden war. die werbekunden entdeckten dieses neue medium und da die anzahl werbender bekanntlich beschränkt ist, fehlte nun ein teil von dem kuchen. ihr schon in den startlöcher steckendes 20 min- pendant stellten sie dann aber kurzerhan auf eis, und kauften so schwubdiwup das 20 min. erinnerungen an den fenstermann bg werden wach. so läuft das heutzutage: konkurrenz zu bedrohlich, posten und weg ist das problem.

in diesen grünen kästen, die ursprünglich für einen 20 minuten konterangriff gedacht waren, liegt nun ein heft/zeitung/altpapier. name: Free TV. und dieses free tv hat mich von anfang an fasziniert. sein vordergründiges konzept: ein tägliches fernsehheftchen mit zusätlichen interessanten beiträgen. supi, jetzt kann man also neben dem fernsehprogramm im 20 min, im tagi, in der nzz, im blick, im teletext, im internet, im wöchentlich fernsehprgrogramm vom tagi(tvtäglich) auch noch hier sein feierabendprogramm zusammenstellen. zu meiner rechtfertigung: mach ich ganz ehrlich einmal im jahr. naja vielleicht fünfmal.

gratis fernsehprogrammzeitschrift (wie euch wahrscheinlich auch schon aufgefallen ist, eignet sich die deutsche sprache im gegensatz zu vielen anderen herrlich dazu, mehrere wörter (fernseher, programm, zeitschrift) aneinanderzufügen und zu einem neuen wortgebilde zu vereinen. dies funktioniert übrigens auch sehr gut mit nebensätzen, siehe den stilistisch kritisierbaren letzten satz) mit filmbeschreibungen, darstellerbiographien, anleitung zum kaffesatzlesen, deutung von runen, artikeln über wellness, haus und garten, rätselecke mit sudokus(fand ich sehr schwierig und strange) und so weiter. yes, dieses blatt hat etwas zu bieten.

ich gab free tv ein paar chancen. beim ersten mal war ich froh, dass ich die folgenden dreissig minuten im tram nicht ganz ohne beschäftigung verbringen musste. diese aufgabe bewältigte das heftchen ganz zufriedenstellend. ich war jedenfalls lange sehr fasziniert, wie schlecht ein medium überhaupt sein kann. jede schülerzeitung schreibt meilenweit bessere artikel. null informationsgehalt, schlecht geschrieben und verpixelte graphiken (es gibt fotos von filmen, serien, die haben sie wahrscheinlich mit der digicam vor dem fernseher gemacht).

nun, dachte ich, wieso macht eine firma so ein heft? ein erstes indiz gibt einem die programmübersicht. bei den anderen programmen hat sich folgende aufteilung eingependelt: 1. SF 1, 2. SF 2, ARD, ZDF, Privatsender etc. Bei free tv sieht das aber anders aus: erstens: SF 1, zweitens: SF 2 und dann: ARD, ZDF, RTL, pro-sieben, sat1, eurosport? nein. dann kommt ein anderer sender: U1 TV. ja, die schweiz hat nach dem aus von tele 24 und tv 3 wieder einen neuen privaten, bundesweiten fernsehsender. und das schon mindenstens ein jahr lang. und da diesen niemand schaut (was zwar erstaunlich ist, läuft doch dort mike shiva, DER astrologe und lebensweisheitenverkünderer), mussten die u1 tv - macher ein bisschen werbung für ihren sender machen. ich stell mir das in etwa so vor: die macher von u1 tv sitzen zusammen im büro, wenn sie eins haben. sie haben bemerkt, dass sie praktisch keine zuschauer haben, ausser esoterisch interessierten mike shiva fans und armeegeilen menschen, die sich nochmals die rs anschauen wollen. ja, was macht man nun? aha, denken sie, gratiszeitung sind doch total trendy heutzutage. und fernsehprogramme gibts auch fast keine (und dann noch täglich). jetzt machen wir doch noch neben dem fernsehsender ein heft. ökonomisch heisst das diversifizieren.

und dann schreiben wir unseren sender an die position, an der er gehört, nämlich direkt nach dem schweizer fernsehen (wieso eigentlich nicht gerade an erster stelle?). dann wissen die leute, was für tolle sendungen wir haben (sie sind wiklich ganz ganz lässig). jetzt müssen wir die leute aber noch bei stange halten. wie macht man das? ganz einfach: sex. gut, dan bilden wir noch ein paar leichtbekleidete, hübsche mädchen neben der programmübersicht ab. dann wissen die leute auch, dass wir nachts neben mike shiva auch noch sexualisierte sendungen anbieten. und ganz hinten machen wir noch sexinserate, dann machen wir noch ein bisschen geld mit werbenden in dieser sparte und die leute können dort auch noch bildchen angucken.

respekt! was für ein konzept. clever sind sie ja, kann man nicht abstreiten. leider hat ihr sensationelles konzept nicht so gut hingehauen. anfänglich waren am abend nur noch ganz wenige free tvs in den grünen kästen, doch mit der zeit blieben sie immer voller. dann hatte man den eindruck, die kästen sind am abend so voll wie am morgen. (siehe bilder auf http://freetv.twoday.net/).

vor ein paar minuten wollte ich mir ein tv free an der tramhaltestelle holen, um auch ein paar stichhaltige fakten präsentieren zu können. doch: oh schreck! kein free tv. kein eiziges. sind die jetzt plötzlich zum renner geworden? neues konzept? mehr gewalt, mehr sex? frustriert ging ich nach hause. dann las ich im internet: ab mai erscheint free tv nur noch wöchentlich. keine tägliche runen-deutung mehr, was soll nur aus mir werden?

so scheint die u1 tv-powerkampagne gefloppt zu sein. erscheint free tv gar nicht mehr? nicht verzweifeln, liebe freunde, erstens gibt es ja jetzt "heute" und das kann man manchmal auch am nächsten morgen noch lesen und zweitens bin ich überzeugt, dass die u1 tv jungs schon noch ein paar ideen im köcher haben. ein u1 tv-ballon über zürich? eine bundesratskanditatur im namen von u1 tv? kauf von rtl? fusion mit dem sf? eine sendung mit den besten happy-slapping videos? eine fashion sendung für hunde? 24stunden bilder von paris hilton? noch mehr sex? folterszenen? lassen wir uns überraschen.

euer kulturminister

Vorspann

liebe freunde


die selbst aufgebührtete aufgabe, das amt für kultur zu leiten, führt zu manchen fragen. kann man einem so grossen und wichtigen thema überhaupt gerecht werden? was ist überhaupt kultur? was ist kultur in verbindung mit unserem so hochgeachteten verein, dem GschiKei?

ich muss gestehen, ich kann diese fragen nicht vollumfänglich beantworen , villeicht gar nicht. ein moment, in dem man wieder einmal an die grenzen der beschreibbarkeit und der wahrnehmung unseres daseins stosst. wie ihr seht, versuche ich, mit pseudointellektuellem geschwätz diesen blog zu füllen, was aber dennoch einen gewissen kulturellen, obwohl sehr kleinen, beitrag darstellt. jedenfalls mit einem sehr grob aufgefassten verständnis von kultur.

ich will hier kurz auf die frage eingehen, ob ein schriftlicher beitrag zu einem kulturellen thema nicht das wirkungsfeld unseres hochgeachteten führers des amtes für meinungsbildung kreuzt. ich denke, es liegt in der natur des menschlichen handelns und denkens, dass subjektivität nicht ganz, wahrscheinlich gar, nicht vermieden werden kann. und da subjektivität eine meinungsbildung nach sich zieht, lässt sich eine schnittmenge aus systemimmanenten gründen gar nicht vermeiden, so doch immerhin minimieren. ich hoffe, dass sich unser sämmy nicht seines wirkungsgebiets beraubt fühlt.

so erkläre ich diesen GschiKeiKulturBlog für initialisiert

herzlichst, euer kulturminister